- Schmiedekunst
- Schmie|de|kunst, die <o. Pl.>:1.die S. der Eisenzeit;die S. erlernen;b) als Kunsthandwerk ausgeübte Schmiedekunst (1 a):die Gittertür ist ein Meisterwerk der barocken S.2. Gesamtheit von Erzeugnissen der Schmiedekunst (1 b):die Ausstellung zeigt S. der Renaissance.
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Schmiedekunst,kunsthandwerkliche Arbeiten, bei denen Metalle durch Hämmern, Pressen geformt werden. Das Schmieden von Eisen ist ein sehr altes Handwerk (Eisenzeit). Über die Schmiedekunst des Altertums weiß man aus Schriftquellen (Homer) sowie von bildlicher Darstellungen von Schmiedewerkstätten (Vasenmalereien) und Waffenfunden (Schwerter). Das geschmiedete, genagelte Hufeisen kam im 9.-10. Jahrhundert in Gebrauch. Erst aus dem 11. und 12. Jahrhundert sind geschmiedete Gitter und Beschläge erhalten, auch das Waffenschmieden setzte damals ein. Im 13. Jahrhundert kommen neben Kunstschmiedearbeiten wie Türziehern, Stand- und Radleuchtern, Kaminböcken u. a. technisch vollendete Truhen- und Türbeschläge sowie kunstvolle Gitter vor, besonders in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und England. Die Bänder und Eisenstangen wurden durch Hammerschlag geplattet, verlängert oder verbreitert sowie in schmalere Bänder gespalten, die nach beiden Seiten hin in Windungen und Ranken ausstrahlen, mit Blättern und Blumen enden und sich über die ganze Fläche verteilen, z. B. Türbeschläge von Notre-Dame-de-Paris, der Kathedrale in Lüttich und des Domes in Erfurt. Fantasievolle Fackelhalter, Laternen und Oberlichter finden sich seit dem 14. Jahrhundert in Italien, besonders in Florenz. Die spätere Gotik übernahm auch in der Schmiedekunst immer stärker naturalistisches, getriebenes Blattwerk und Blumenranken. Während der Renaissance war Deutschland führend; zu den hervorragenden Leistungen gehören außer den großen Gittertüren die Brunnenlauben. Eine besondere Rolle spielte im 15. und 16. Jahrhundert die Waffenschmiedekunst der Plattner, die für ihre Prunkwaffen den Eisenschnitt, die Gravierung und Ätzung sowie das Bläuen und Vergolden verwendeten. Aber auch Kassetten, Türgriffe, Schlösser und Schlüssel wurden in diesen Techniken ausgeführt. In Barock und Rokoko entstanden für kirchliche und profane Bauten Gittertüren, Chorgitter (oftmals mit perspektiv. Wirkung), Balkon- und Treppengeländer, Oberlichter, Wandarme und Aushängeschilder, in Süddeutschland und Österreich auch zahlreiche Grabkreuze. Im frühen 19. Jahrhundert wurde die Schmiedekunst vielfach vom Eisenguss abgelöst. Erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts bemüht man sich wieder, künstlerisch wertvolle Schmiedeeisenarbeiten herzustellen.In Australien und fast ganz Ozeanien war das Schmieden unbekannt, in Nord- und Mittelamerika wurden Meteoreisen oder Kupfer von einigen Eskimo- und Indianergruppen kalt gehämmert, nur im Andenraum kam dazu schon sehr früh die Bearbeitung von Kupfer, Bronze und Silber in erwärmtem Zustand. Das Schmieden von Eisen beschränkte sich auf Afrika und Asien. - Im alten Afrika war der Schmied Handwerker, oft auch Magier, Maskenschnitzer, Totengräber, Musiker und Beschneider (seine Frau oft Hebamme). Teils wurde sein Tun verachtet, teils genoss er hohes Ansehen. Die Randständigkeit der Schmiede in einigen Kulturen gründet in ihrer Ortsfremdheit (Wanderhandwerker) oder in der Scheu vor ihnen zugeschriebenen übernatürlichen Fähigkeiten.F. Stuttmann: Dt. Schmiedeeisenkunst, 4 Bde. (1926-30);O. Kastner: Schmiedehandwerk im Barock (Linz 1971);M. Baur-Heinold: Geschmiedetes Eisen vom MA. bis um 1900 (1980);M. Baur-Heinold: Schmiedeeisen—Grabkreuze (1984);Schmiedeeisen - Gitter, Tore u. Geländer, hg. v. M. Baur-Heinold: (21985);G. Celis: Eisenhütten in Afrika (a. d. Frz., 1991);* * *
Schmie|de|kunst, die <o. Pl.>: 1. a) ↑Kunst (2) des Schmiedens: die S. der Eisenzeit; die S. erlernen; b) als Kunsthandwerk ausgeübte ↑Schmiedekunst (1 a): die Gittertür ist ein Meisterwerk der barocken S. 2. Gesamtheit von Erzeugnissen der ↑Schmiedekunst (1 b): die Ausstellung zeigt S. der Renaissance.
Universal-Lexikon. 2012.